Verein Historie der Reitsport- und Freizeitanlage Trimmelterhof

von Günther Molz

Die Geschichte der Stadt Trier weiß von einer reiterlichen sportmäßigen Betätigung der Trierer Bürger erst seit dem Jahre 1913. Die noch junge Art der Reitsport- Freizeitgestaltung war in jenen Jahren des wirtschaftlichen Fortschritts nur einem begrenzten Kreis von Bürgern möglich. Die wohlhabenden und angesehen Bürger hatten in anderen Trierer Vereinigungen, z.B. Ruderverein Trier seit 1883 oder im Tennissport seit 1885, eine ausreichende sportliche Betätigung gefunden. Zur vereinsmäßigen Gründung eines Trierer Reit- und Fahrvereins kam es erst ein Jahr vor Beginn des 1. Weltkrieges. Der Verein, der sich dann einen "wundervollen Sportplatz" bei der Pfalzeler Brücke geschaffen hatte, konnte dort am 21. Mai 1914 sein erstes Reit- und Fahrturnier mit großem Erfolg abhalten. Die Veranstaltung "berechtigt(e) zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft". Doch der bald beginnende Krieg im August des Jahres dürfte diese Wünsche eingeschränkt haben. Jedenfalls gibt es keinerlei Hinweise auf ein Wiederaufleben des Vereins nach 1918 in stadttrierischen Chroniken. Die Olympischen Spiele von 1928 und von 1936 mit großen deutschen Erfolgen der Reiterei gaben dem Reitsport jedoch Impulse und einen kräftigen Aufwind. Reitsportbegeisterte trafen sich zwar regelmäßig, doch zu einem vereinsmäßigen Zusammenschluss kam es wohl erst in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Am 23.1.1952 wurde der heutige Reit- und Fahrverein Trier e.V. gegründet, der sein erstes bescheidenes Domizil am östlichen Stadtrand, im Naherholungsgebiet, dem klassischen Landschaftsgarten Nells Ländchen, in einem Flügel des alten Gutsstalles mit seinen gotischen Fenstern und dem Portal, fand. Vom First des historischen Stallgebäudes strahlte die vergoldete Sonne und der Mond freundlich lächelnd auf das wiederkehrende bunte Treiben zwischen Reitplatz und Stallgebäude herab. Nach einer Zweckentfremdung der baulichen Anlagen durch ein Benzinlager und des Parks durch ein militärisches Übungsgelände, oder durch Gemüseäcker in der Kriegs- und Nachkriegszeit, war nun die Zeit gekommen, der Bevölkerung das Naherholungsgebiet Nells Ländchen wieder zurückzugeben. Die ausgedehnte Parkanlage des ursprünglichen Mustergutes für Gartenbau und Landwirtschaft und das unbebaute Umfeld bot zu jener Zeit noch eine günstige Voraussetzung für die Arbeit der anfangs kleinen Reitsportgruppe. und des Fahrvereins, der sogar hier regelmäßig Kutschfahrten für jung und alt und die Ponykutsche für den Zeitvertreib der Kinder anbot und so der Parkanlage neben Bootsfahrten auf den Weihern eine weitere Attraktion verschaffte.

Beeinflusst von dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung der 50-er Jahre wurde das Interesse sportbegeisterter Freunde so groß, dass bereits zehn Jahre später mit Unterstützung des Sportamtes der Stadt Trier ein geeigneteres Domizil für die Unterbringung der Pferde und die sportmäßige Betätigung im friedlichen Wettkampf der Vereinsmitglieder gesucht und gefunden werden konnte. In Rheinland-Pfalz waren bis 1962 in der Landeskommission für Pferdeleistungsprüfungen mit Trier insgesamt 67 Reitervereine organisiert. Am 26. Mai 1963 konnte vom Reit- und Fahrverein der Trimmelterhof mit einem dazugehörigen 4 Morgen großen Wiesengelände von der Stadt Trier gepachtet und alsbald bezogen werden.

Wie sich schnell herausstellte, war dieser Entschluss für den Verein von existentieller Bedeutung. Der Richtstrauß über der neuen Reithalle konnte bald aufgerichtet werden und mit großzügiger Hilfe der französischen Pioniere wurden noch umfangreiche Erdbewegungen ausgeführt. Aus dem früheren Rinder- und Schweinestall, der einen neuen Anstrich bekam, wurde eine ansehnliche Bleibe für die Reiterfreunde geschaffen. Hinzu kamen noch ein Clubraum, ein Büro und Wohnungen. Bereits wenige Wochen später stand das große Pfingst-Reitturnier auf dem Programm das als erstes reitersportliches Unternehmen bei herrlichem Wetter an zwei Tagen zu einem besonderen Ereignis und zu vielversprechenden Erfolgen führen sollte. Fleißige Hände hatten in kurzer Zeit bereits die Anlage soweit hergerichtet, dass sowohl die Teilnehmer als auch die begeisterten Zuschauer alle Erwartungen übertroffen sahen. Die Veranstaltung war eingebunden in den Rahmen der Deutsch-Französischen Woche, die über den Pfingsttagen mit Unterstützung von deutschen und französischen Dienststellen zum vollen Gelingen des "ersten Reiterfestes" beitragen sollte. Nahezu 100 Pferde, "darunter die besten deutschen Reiter", und über 2000 Besucher tummelten sich rund um den Trimmelterhof an diesen Tagen. Die besten und bekannten Reitställe im Rheinland, aus Gerolstein und Bitburg und dem unmittelbaren Trierer Raum, der Vereine des Bezirksverbandes Moselland, von Mosel und Saar, aber auch aus Baden-Baden, mit den Teilnehmern der französischen Streitkräfte, waren in Trier vertreten. Das Musikkorps der "Wittlicher Blauen Jäger", eine bekannte französische Einheit, konzertierte. Französische und deutsche Soldaten warteten die Hindernisse und unterstützten den Ablauf des vielseitigen Programms: der Jugendreitprüfungen, Dressurprüfungen, des Springens der verschiedenen Klassen und die Schauvorführungen.

Es fanden am Trimmelterhof im einzelnen statt: Jugendreitprüfungen, Dressurprüfungen, Glücksspringen, Springen der Klasse A für Amazonen, Springen der französischen Gäste, Vielseitigkeitsprüfung für Senioren, Geländeritt der Senioren, Springen der Klasse L. i
Der Trierer Verein erlangte während dieses Internationalen Reiterturniers durch seinen Reiter Willi Brenig den größten Erfolg mit insgesamt 24 Punkten. Die am Schluss der Veranstaltung vollzogene Ehrung nahm der kommandierende französische General G. Canonne, Commandant der l. Division, unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vor, unter ihnen der Präsident der sehr angesehenen Deutsch-Französischen Gesellschaft, Carl von Schubert sowie der Schirmherr der Veranstaltung: Triers Oberbürgermeister Dr. Heinrich Raskin. Die Veranstaltungen auf dem "herrlich gelegenen Trimmelterhof-Gelände" hinterließen, wie die Trierer Presse zu berichten wusste, bei den Zuschauern und Aktiven einen vielversprechenden Eindruck für die Zukunft des Reitervereins.

Die Erfolgsserie sollte sich für den Verein in den kommenden Jahren fortsetzen. Das Trierer Pfingstturnier ist inzwischen zu einem festen Bestandteil im Jahresprogramm der Pferdesportfreunde geworden. Zahlreiche Reitsportinteressierte aus dem Land Rheinland-Pfalz, den angrenzenden Bundesländern und aus den benachbarten Benelux-Ländern nehmen an den Turnierveranstaltungen teil. Auch der "Tag der offenen Tür" führt jährlich viele junge Menschen, die das Reiten als Freizeit-, Breiten- und Turniersport kennen lernen wollen, zusammen. Der Hochschulreitsport hat hier ebenfalls eine Heimat.

Anlässlich des 37. Pfingstturniers 2002, wurden erstmals in der Vereinsgeschichte Dressurprüfungen bis zum Grand Prix durchgeführt.
Chronik Trimmelterhof (PDF 31KB)